Schulanlage Säntis Arbon, Meier Hug Architekten

Sichtbeton gestockt Dachrand Aluminium eloxiert Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten
  • Lage
  • Ort Arbon
  • Projekt Meier Hug Architekten, Projektleitung Gabriela Traxel
  • Gesamtbaukosten CHF 9 Mio.
  • Auftragsart Projektwettbewerb 2008, 1. Preis
  • Programm Primarschulhaus mit Turnhalle und Mehrzweckraum
  • Realisierung 2008–2011
  • Auftraggeber Schulgemeinde Arbon
  • Kunst am Bau Katalin Deér
  • Bauingenieur Synaxis AG, Zürich
  • Projektstatus gebaut
Situation Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten

Situation

Arbon liegt am See, doch die Säntishalle ist von dieser prächtigen Lage zurückversetzt. Eine vornehme Zurückhaltung zeichnet die Säntishalle aus. Sie fügt sich respektvoll in die vorhandenen dichten Siedlungsstrukturen des durchmischten Wohnquartiers ein und orientiert sich formal an den unmittelbaren Nachbarschaften des gegenüberliegenden Schulhauses und den anschliessenden Textilindustriebauten.

Auffälliges Merkmal ist der vorkragende Kopfbau mit den grossen und seitlich blinden Fenstern, dem ein langer, doppelgeschossiger Rumpf mit unter das Strassenniveau gesenkter Turnhalle angefügt ist. Die grosszügigen Öffnungen und die Nahbarkeit lassen das Geschehen in der Turnhalle im Vorbeigehen beobachten. Leben innen und Leben aussen verbinden sich.

In dem von der Textilindustrie geprägten Arbon findet man typischerweise die Industriegebäude mit prägnantem Kopfbau mit Verwaltung und repräsentativen Räumen, angehängt an die grossen Produktionshallen.

Sichtbeton gestockt mit Blindfeldern Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten Primarschulgemeinde
Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten Kunst am Bau Katalin Déer Stuckmarmor Sichtbetonwand Treppe

Kunst am Bau

Wirbel und Galaxien, Explosionen, Ballen, eine glühende Sonne, zwischen den Fotografien amorph geformte Stuckmarmorplatten mit Bildern, die an die Entstehung der Welt erinnern, auf der einen Seite, fotografische Bilder von Wolken, Bergen, Wasser auf der anderen Seite nehmen thematisch Bewegungsabläufe innerhalb der Halle auf: Bewegung und Stillstand, Linien und Kurven, Disziplin und Chaos, Regeln und Unkontrollierbares. Dabei ist nicht immer klar auszumachen, ob es sich um Himmel oder See, Wolken oder Schneeberge, um Sonnen oder Spielballen, Galaxien oder Farbspiele, Abstraktes oder Gegenständliches handelt. (Kunst am Bau, Katalin Deér)

  • 1/8 Wandbilder Katalin Deer

  • 2/8 Die Farbvielfalt für den Stuckmarmor

  • 3/8 Herstellung Stuckmarmor

  • 4/8 Die manuelle Vorfabrikation (das wäre dann eine Manufaktur)

  • 5/8 Das Schneiden in Scheiben

  • 6/8 Der Stuckmarmor wird in Schichten aufgetragen

  • 7/8 Armierte Stuckmarmorwolken im Werk

  • 8/8 Die vorgefertigten Stuckmarmorplatten werden in die Schalung montiert

  • 1/2

  • 2/2

Organisation

Den durch den Kopfbau frontal Eintretenden erschliesst sich der Bau in seiner räumlichen Tiefe und Nutzung auf einen Blick. Vom quergestellten Eingangsbereich, der Foyer, Garderobe, Cafeteria und Mittagstisch und somit ein multifunktionaler und sozialer Dreh- und Angelpunkt ist, öffnet sich durch ein grosses Binnenfenster die Halle in ihrer ganzen Dimension mit weiter, trägerloser Spanndecke und den in die Stirnwand eingelassenen Stuckmarmorplatten (vgl. Kunst am Bau). Das breite Fenstersims ist als erhöhte Sitzbank nutzbar, von der aus dem Treiben im Turnareal zugeschaut werden kann.

Das Obergeschoss zeichnet sich durch Klarheit in der Raumfolge und viel Durchblick aus. Der auskragende, offene Querraum ist wie der darunter liegende Eingangsbereich als Mehrzweckraum konzipiert, nicht nur Aula, wo die Schule, sondern ein Ort, wo die ganze Gemeinde sich treffen kann, wo auf einer mobilen Bühne Veranstaltungen aller Art durchgeführt werden können, wo Schulbereich und Öffentlichkeit aufeinandertreffen.

Dem Mittelgang entlang reihen sich je zwei Schulzimmer mit abgetrennten Klassenzimmern in langen Türfluchten. Die Wandscheiben in Sichtbeton fangen den Konstruktionsschub ab, während die Zugstangen als Tragwerk wirken. In Längsrichtung eingebaute, nichttragende Wände sind abwechselnd als Trennelemente und als Wandschränke beziehungsweise Garderobe ausgeformt. Der Hang zur Mehrfunktionalität im Kopfbau entsprechen in den Schulzimmern die Fensterbänke, die auch als Ablage oder Arbeitstisch genutzt werden können. Zum Mittelgang verglaste Binnenfenster sorgen für Lichtzufuhr und Raumsicht.

Küche Mittagstisch Vorhang Kvadrat Filz Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten
Turnhalle Sportboden Holz-Akustikverkleidung Sichtbetondecke Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten
Klassenzimmer Garderoben Oberlicheter Sichtbeton Kunstharz Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten
Mehrzweckraum Sichtbetondecke Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten
Sichtbeton Schulzimmer Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten
Schnitt Schulanlage Arbon bei Meier Hug Architekten

Tragwerk

Um die Halle effizient zu überspannen, wirkt das oberste Geschoss in Querrichtung als ein geschosshohes Sprengwerk. Decke und Boden bilden dabei den Druck bzw. Zuggurt, während die Wandscheiben zwischen den Klassenzimmern als Schubwände wirken. Diese Wandscheiben sind gleichzeitig die Raumstruktur der Unterrichts- und Nebenräume. Die Turnhallendecke wird an den Querschotten des Obergeschosses aufgehängt. Zugstangen im Bereich des Korridors dienen als zusätzliche Aufhängepunkte für die Turnhallendecke. Die Zugstangen werden in einer balkenartigen Platte verankert, welche die Lasten aus den Zuggliedern auf die Querschotten abgibt. Der Liftschacht und die über alle drei Geschosse vorhandenen Wände wirken gebäudeaussteifend.